Schon lange bevor wir mit der Kinderplanung begonnen haben, wusste ich, dass wir (wenn es denn mal soweit ist) die Elternzeit auf jeden Fall auch zum Reisen nutzen wollen. Wann hat man sonst wieder die Gelegenheit so viel „Urlaub“ am Stück zu machen. Abgesehen von einer großen Reise, die wir nach Australien geplant haben, wenn Lino ca. 6-7 Monate alt sein würde, wollten wir gerne auch noch einmal vorher etwas näher Urlaub mit Baby machen.
Planung
Da wir noch keine Erfahrung mit Reisen bzw. Urlaub mit Baby (oder generell Baby ;)) hatten, wollten wir auf jeden Fall die ersten 3 Monate abwarten, bevor es für 2 Wochen in den Urlaub gehen sollte. Mit Ceds Job hat es dann vom Zeitraum am besten Ende Oktober gepasst. So dass Lino damals 3 Monate und 3 Wochen alt war. Und jetzt im Nachhinein, können wir sagen, dass es total das entspannte Alter für eine Reise war (wenn nicht sogar das Entspannteste). Lino hat noch relativ viel tagsüber geschlafen, unterwegs war er immer in der Trage und ich habe voll gestillt. Also mussten wir uns um keinerlei Essen für ihn kümmern. Wir konnten eigentlich alles das machen, was wir auch sonst ohne Baby gemacht hätten, da Lino so pflegeleicht war. Lediglich abends waren wir nicht ganz so oft aus essen. Aber wenn wir es doch waren, hat es trotzdem ganz gut geklappt, dass Lino die 1,5 Stunden in der Babyschale neben uns geschlafen hat.
Aber wo sollte es denn eigentlich hingehen? Wir waren relativ offen bzgl. des Reiseziels. Wir wollten gerne in Europa bleiben und es sollte nicht allzu kalt sein. Letztendlich haben wir uns für die Toskana entschieden. Da wir das italienische Essen lieben, es viel zu sehen gibt und wir es total schön fanden im Jahr davor, als wir dort für mehrere Tage bei einer Hochzeit von Freunden waren.
Wir sind jedoch keine Fans davon (selbst schon ohne Baby), jeden 2. Tag das Hotel zu wechseln und immer alles aus- und einzupacken. Deswegen wollten wir maximal 2 Unterkünfte finden, die gut gelegen sind, so dass man von dort aus die Umgebung erkunden kann.
Die Reiseplanung liegt eigentlich immer bei mir, denn ich mache es gerne und Ced überhaupt nicht – passt also ganz gut. Meistens starte ich damit zu gucken, ob es überhaupt günstige und gute Flugverbindungen gibt. Da konnte ich schnell einen Haken dran machen.
Flug & Gepäck
Die Flüge suche ich zuerst auf swoodoo.com um einen Überblick über Preise und passende Fluggesellschaften zu kriegen. Die Buchung mache ich dann entweder direkt auf der Website der Fluggesellschaft oder bei expedia.de (da habe ich nämlich gute Erfahrungen mit dem Kundenservice gemacht, wenn es mal Probleme gab), je nach dem was günstiger ist.
Die beste Verbindung von Berlin war mit Easyjet nach Pisa. Ich bin zwar kein riesiger Easyjet Fan, aber es gab nur wenig Alternativen und in dem Fall war der Preis unschlagbar. Leider konnte ich die Flüge nicht schon vor Linos Geburt buchen. Da man Geburtsdatum und Name des Babys braucht oder man bucht auf einen anderen Namen und muss dann nach Geburt kostenpflichtig (und nicht zu wenig) den Namen ändern lassen. Deswegen haben wir gewartet und gehofft, dass die Flüge bis zu Linos Geburt nicht all zu sehr im Preis ansteigen würden. Wir hatten Glück. Und somit haben wir in Linos erster Lebenswoche dann auch schon seinen ersten Urlaub gebucht.
An Gepäck hatten wir einen großen Koffer (den man extra dazu buchen und entsprechend extra für zahlen musste), 2 Handgepäckskoffer, Linos Babyschale und Wippe (habe ich als Reisebett ausgegeben) und 1 Wickeltasche dabei. Bis auf den großen Koffer waren aber alle restlichen Gepäckstücke kostenfrei. Das ist wirklich super bei fast allen Fluggesellschaften. Einen Buggy oder Kinderwagen hätten wir auch noch umsonst mitnehmen können. Wir haben uns aber dagegen entschieden, weil Lino bis dahin eh fast nur in der Trage war. Und wir ein kleines Mietauto gebucht hatten, wo unser riesen Kinderwagen niemals reingepasst hätte.
Unterkünfte: Hotels/Ferienwohnungen
Bei Unterkünften google ich erstmal generell und schaue ob es evtl. Reisebreichte oder Blogs gibt, die zu unserer Situation passen, sprich Familien mit Baby. Wenn dann bestimmte Hotels oder andere Unterkünfte erwähnt werden, checke ich immer zuerst auf Tripadvisor.de wie die Bewertungen sind. Tripadvisor hat uns wirklich noch nie enttäuscht. Um gute Unterkünfte und Restaurants zu finden, finden wir es einfach SUPER! Wenn dann auch noch die Lage stimmt, geht es als nächstes an den Preisvergleich. Dazu gebe ich direkt den Namen der Unterkunft bei Google ein und schaue dann auf den ersten 4-5 Links (incl. der direkten Website der Unterkunft), wo es den besten Preis gibt und da buche ich dann auch.
Wir haben uns für die erste Woche für ein Studio im Borgo di Colleoli Resort entschieden. Denn uns war wichtig eine kleine Küche zu haben . Wir wollten gerne „zuhause“ frühstücken und auch abends die Option haben etwas zu kochen. Da Ende Oktober schon längst keine Saison mehr war, haben wir auch einen richtig guten Preis bekommen. Das Borgo di Colleoli war einfach traumhaft. Das gesamte Gelände ist total schön, incl. 2 großen Pools (die wir leider Ende Oktober nicht mehr nutzen konnten). Das Personal war super freundlich und hilfsbereit und die Lage war perfekt. Es war mitten zwischen den ganzen typischen Ausgflugszielen (Pisa, Lucca, San Gimignano, Florenz etc.), so dass wir für Ausflüge nie länger als eine Stunde irgendwo hinfahren mussten.
Obwohl es im Namen „Resort“ hat, ist es vielmehr wie ein altes Gut mit mehreren alten, schönen Gebäuden. Wir können es wärmsten Herzens allen empfehlen, sowohl Familien, als auch Pärchen oder Freunden, die gemeinsam reisen. Leider ist es in der Saison auch etwas teurer, aber wahrscheinlich noch schöner, wenn man die Pools und das Außengelände noch mehr nutzen kann.
Die Unterkunft für die zweite Woche kannte ich schon vom Jahr zuvor, da ich dort mit 2 Freundinnen ein paar Tage verbracht habe. Es war eine „ausgebaute“ Weinfarm etwas südlicher in der Toskana in Montepulciano namens Villa Nottola. Auch dort haben wir uns für eine Ferienwohnung aufgrund der Küche entschieden.
Insgesamt finde ich die Villa Nottola auch schön. Die Zimmer/Wohnungen sind eher rustikal aber sauber. Das Gelände inkl. Restaurant und Pool ist gepflegt und der Besitzer sehr nett. Umgeben ist die Villa Nottola von Weinfeldern. Aber auf einer Seite führt eine zwar kleine, aber viel befahrene Strasse entlang. Von der Lage her sind nicht ganz so viele typische Ausflugsziele in der Nähe wie in Colleoli, aber Weinliebhaber kommen in dieser Gegend voll und ganz auf ihre Kosten. Insgesamt können wir auch diese Unterkunft empfehlen, aber das Borgo di Colleoli war in allen Aspekten noch einen Tick besser und schöner. Vom Preis her waren beide Unterkünfte in der Off-Season vergleichbar.
Aktivitäten
In der Toskana gibt es sehr viele, sehr alte, schöne, kleine und auch größere Städte. Die Landschaft ist traumhaft, so dass allein schon die Fahrt ein Erlebnis ist. Das einzige Manko (für Leute denen im Auto schnell schlecht wird) ist, dass die Städte und Dörfer oft nicht über die Autobahn, sondern über viele kleine Serpentinen verbunden sind. Der Ausblick ist also wunderschön, aber den konnte ich nicht immer genießen.
In jeder Stadt gibt es viel zu sehen und wir hatten meist keinen festgesetzten Plan bestimmte Sehenswürdigkeiten „abzuarbeiten“. Sondern wir haben in der Nähe der Innenstadt geparkt und sind dann einfach mit Lino in der Trage spazieren gegangen. Wir haben uns einfach treiben lassen und es war jeden Tag total entspannt und genau das richtige mit Baby (jedenfalls für uns). Die Restaurants oder Trattorias für’s Mittagessen haben wir aber immer vorher recherchiert (über Tripadvisor). Denn da wollten wir nichts dem Zufall überlassen und es war jedes mal köstlich :). So hatten wir meistens zumindest ein konkretes Ziel, was wir in der jeweiligen Stadt angesteuert haben.
Wir waren in Pisa, Lucca, Florenz, San Gimignano, Volterra, Montepulciano, Siena, San Miniato und Castiglione del Lago und wahrscheinlich vergesse ich gerade auch den ein oder anderen Ort. Es gab keine Stadt, die wir nicht schön fanden. Jede hat ihren eigenen Charme und ihre eigenen einzigartigen Sehenswürdigkeiten, aber ganz besonders gut hat uns Lucca gefallen, weil man dort so schön auf der Stadtmauer spazieren gehen konnte und auch Pisa war total schön.
Reiseerlebnis mit Baby
Wie schon kurz erwähnt, fanden wir es total entspannt mit einem fast 4 Monate alten Baby zu reisen. Obwohl die ersten 3 Lebensmonate wirklich turbulent waren, hatten wir uns mittlerweile ganz gut eingegroovt. Meistens wussten wir was los war, wenn Lino unzufrieden war oder geschrien hat und was wir in der jeweiligen Situation am besten tun konnten, damit es ihm wieder besser ging. Am meisten Bammel hatte ich jedoch vor den Autofahrten. Denn bis zu diesem Urlaub ist Lino jedes Mal im Auto so sehr ausgeflippt, dass wir ganz oft anhalten und erstmal spazieren gehen mussten, bis er sich wieder beruhigt hat. Manchmal hat er so sehr geschrien, dass er erbrechen musste. Bei jeder roten Ampel hat sich bei mir in Berlin der Magen zusammen gezogen, weil ich wusste, gleich geht wieder dieses schreckliche Schreien los.
Deswegen haben wir uns entsprechend mit ganz viel Ablenkung vorbereitet. Ich habe bunte Bilder ausgedruckt, die wir im Auto um ihm herum angebracht haben. Und ich hatte immer ausreichend Spielzeug griffbereit (ich habe eigentlich immer mit ihm auf der Rückbank gesessen). Ausserdem haben wir ein paar Tage vor Abflug entdeckt (Gott sei dank!), dass es ihn beruhigt, wenn wir Taylor Swifts „Shake it off“ und „Blank space“ hören und laut mitsingen (das war tatsächlich monatelang danach noch die beste Kur gegen das Schreien). Und so haben wir selbst die täglichen Autofahrten in die verschiedenen Städte gut gemeistert. Wir haben natürlich trotzdem versucht, dann loszufahren, wenn er müde war.
Die Ausflüge selbst hat Lino übrigens auch oft fast komplett verschlafen, da er ja meistens in der Manduca war. So konnten wir uns eigentlich all das angucken worauf wir Lust hatten. Denn mit Trage ist man selbst in den kleinen, alten Gassen mit unebenem Kopfsteinpflaster total mobil. Das wäre mit Kinderwagen oder Buggy schon schwieriger geworden.
Einen Ort zum Wickeln zu finden, war nicht immer ganz so einfach. Deswegen haben wir das meist einfach im Auto gemacht. Es gibt wenige öffentliche Toiletten und auch in den Restaurants gibt so gut wie nie einen Wickeltisch. Daher war das Auto einfach am praktischsten. Gestillt habe ich ihn auch oft im Auto bevor der Spaziergang losging und dann entweder nochmal, wenn er im Restaurant wach war oder dann später wieder im Auto bevor wir zurück in unsere Unterkunft gefahren sind.
Die Italiener sind total kinderlieb. Und auch in etwas schickeren Restaurants wo weit und breit kein Kind zu sehen war, waren immer alle total lieb zu Lino. Oft hat man uns einen Tisch gegeben, wo wir etwas mehr Platz hatten oder wo es etwas ruhiger war, wenn Lino geschlafen hat. Natürlich konnten wir nicht stundenlang im Restaurant bleiben, aber bis zum Nachtisch hat es eigentlich immer geklappt. Entweder hat Lino in der Trage oder im Kindersitz geschlafen oder er war wach auf unserem Schoss.
Dadurch, dass wir uns selber ums Frühstück gekümmert haben, waren wir auch morgens zeitlich immer total flexibel. Wir haben uns einfach ein bisschen nach Linos Laune und Schlafenszeiten gerichtet. So hatten weder wir noch Lino jemals Stress im Urlaub. Beim Abendessen haben wir dann einfach immer geschaut, ob wir Lust auf ein Restaurant hatten oder lieber zu hause chillen wollten. Denn in den italienischen Supermärkten kann man ja auch total frisch und köstlich einkaufen. So, dass selbst Stulle mit Wurst und Käse (sprich: frisches Baguette, mit lokalem Olivenöl, Parmaschinken und Burrata etc.) total lecker und ein Erlebnis waren. Also kulinarisch haben wir es uns so richtig gut gehen lassen.
Also alles in allem hatten wir einen wunderschönen Urlaub, in dem wir alle sehr entspannt waren. Wir konnten so richtig die Zeit zu dritt als kleine Familie genießen. Obwohl viele sich nicht vorstellen können mit einem „so kleinen“ Baby zu reisen, sind wir sehr froh, dass wir es „gewagt“ haben. Und jetzt knapp 1,5 Jahre und einige Reisen später, können wir sagen, dass es bis dato der einfachste Urlaub war. Denn Lino hatte noch keine Bedürfnisse, außer bei uns zu sein und gestillt zu werden. Jetzt mit Kleinkind klappt es immer noch super mit dem Reisen, aber man muss mehr auf Aktivitäten, Mittagsschlaf, Essensmöglichkeiten etc. achten.
Ich hoffe ich konnte euch ein bisschen Lust auf’s Reisen und einen Urlaub mit Baby machen und dass ihr genauso schöne Erfahrungen haben werdet. Übrigens habe ich auch schon einen Blogeintrag mit Tipps und Erfahrungen zum Reisen mit Baby/Kleinkind auf der Kurzstrecke generell verfasst. Ein Beitrag zur Langstrecke und Reiseberichte zu unseren anderen Reisen folgen dann demnächst.