Babykurse Top oder Flop? Ja, das ist hier die Frage :). Ich finde sie toll, obwohl wir nicht nur gute Erfahrungen gemacht haben. Insgesamt bieten sie aber eine tolle Möglichkeit andere Mütter kennen zu lernen, sich aus zu tauschen und neue Anregungen für die Beschäftigung mit seinem Baby zu entdecken. Und komisch oder peinlich war dabei eigentlich nie was. Auch wenn manche die Vorstellung haben, dass es seltsam ist sein Baby z.B. nackig rumkrabbeln zu lassen oder Kinderlieder in der Gruppe zu singen.
Mittlerweile gibt es ein riesiges Angebot an Kursen, die man mit seinem Baby besuchen kann. Von Yogakursen oder Bootcamp mit Baby über den Klassiker Pekip als auch musikalische Kurse ist alles zu finden (jedenfalls in größeren Städten). Auch wir haben einiges damals mit Lino und nun auch mit Ori ausprobiert. Insgesamt haben wir im ersten Lebensjahr mit unseren Jungs 5 verschiedene Arten von Babykursen besucht. Die wichtigsten Infos stelle ich euch im folgenden einmal zusammen:
Babymassage
Ab welchem Alter?
Soweit ich weiß, ist die Babymassage einer der ersten Babykurse mit denen man starten kann. Bei uns wurde diese ab der 8. Lebenswoche angeboten. Am besten sollten sich die Babies noch nicht andauernd drehen (wollen).
Was macht man?
Wie der Name schon sagt, lernt man wie man sein Baby massieren kann. Man bringt ein für die Massage geeignetes Öl (z.B. Bio Mandelöl), ein großes Handtuch und eine Wickelunterlage mit (ggfs. auch ein kleines Spielzeug). Gemeinsam übt man dann verschiedene sanfte Massagegriffe und -techniken. Das Baby kann dabei entspannen, genießen und ein besseres Körpergefühl bekommen.
Fazit
In der Theorie ist die Babymassage wirklich toll. Man konzentriert sich voll und ganz auf sein Baby und wenn das Baby die Massage genießen kann, ist es auch für die Mutter oder den Vater toll. Außerdem kann man die gelernten Techniken auch alle zuhause z.B. nach dem Baden anwenden und findet so vielleicht ein erstes schönes Ritual.
Für Lino war die Massage leider nichts. Da er in den ersten 3 Monaten insgesamt viel geschrien hat, gab es auch zur Kurszeit keine Ausnahme. Die ersten beiden Stunden habe ich komplett schaukelnd auf dem Sitzball verbracht und den Kurs danach abgebrochen, weil es keinen Sinn gemacht hat. Lino liebt es zwar massiert zu werden, aber als Säugling war es einfach nicht das Richtige für uns. Alle anderen Babies in dem Kurs fanden es aber wirklich toll und deswegen würde ich so einen Kurs trotzdem empfehlen.
Alternativ kann aber auch die eigene Hebamme einem zeigen, welche Massagegriffe für das Baby angenehm sind und dann macht man es einfach alleine zu hause nach dem Wickeln oder Baden. So haben wir es jetzt mit Ori gemacht und das funktioniert auch super.
Pekip
Ab welchem Alter?
In der Beschreibung steht zwar, dass man schon mit 4 Wochen starten kann, ich persönlich finde aber ca. 3 Monate ein ideales Alter um mit dem Kurs zu beginnen. Denn dann hat man sein Baby schon ganz gut kennengelernt, es ist etwas aktiver, hat schon einen gewissen Rhythmus und ggfs. sind Anfangskoliken überwunden.
Was macht man?
Pekip steht für das Prager Eltern Kind Programm. Man trifft sich bis zum Ende des 1. Lebensjahres (man kann es aber auch nur paar Monate machen) einmal pro Woche in einer Gruppe von ca. 6-10 Müttern (wir hatten aber auch einmal einen Vater ;)) mit Baby, die alle in einem ähnlichen Alter sind (Spanne von höchstens 2 Monaten). Der Raum in dem man sich aufhält ist mit Matten ausgelegt und wird auf ca. 26-28° aufgeheizt, damit man die Babies ausziehen kann. Wenn die Babies nackt sind, haben sie ein besseres Körpergefühl und die meisten Babies finden es wirklich toll.
Die offizielle Definition vom Pekip kann man sich auf der oben verlinkten Seite durchlesen. Für mich war Pekip mit Lino wie eine Mütter-Therapie-Stunde. Wir haben uns viel über die Sorgen, Fortschritte und alles was einen im Alltag mit Baby so bewegt ausgetauscht. Und das fand ich wirklich toll, denn beim ersten Kind ist man ja oft noch bei sehr vielen Dingen unsicher („Ist das normal?“, „Müsste es nicht so und so sein?“, „Gibt es noch Alternativen?“). Und obwohl wir alle wirklich sehr unterschiedliche Frauen in dem Kurs waren, fand ich das gerade super. Denn man merkt, dass wir doch alle irgendwie im gleichen Boot sitzen und uns unterstützen können.
Die Pekipleiter sind speziell ausgebildet und können einem auch viele Fragen bzgl. der Entwicklung des Babies beantworten und wertvolle Tipps geben . Außerdem geben sie Anregung wie man sein Baby motorisch fördern und woraus man alles Spielzeug für die kleinen Racker zaubern kann. Man singt gemeinsam Lieder, bei denen das Baby immer „mitmacht“ und die man auch gut im Alltag zur Beschäftigung oder als Ablenkung nutzen kann. Und zwischendurch werden auch immer wieder „Spielsachen“ ausgepackt, die die meisten so zu hause nicht haben (z.B. ein Bällebad, eine Rampe etc.).
Übrigens fragen viele was denn passiert, wenn eins der Kinder Pipi oder Kacka während der Kursstunde macht und ob das nicht eklig ist. Es steht immer ein Eimer mit Seifenwasser bereit. Außerdem haben alle Mütter ein Handtuch oder Tuch dabei und das Pipi wird sofort weggemacht und die Stelle auf der Matte entsprechend gesäubert. Und Kacka hat tatsächlich in all den Monaten bisher noch kein Baby ohne Windel in einem meiner Kurse gemacht.
Fazit
Wir haben Pekip geliebt. Speziell beim ersten Kind, finde ich den Austausch mit anderen Müttern total wichtig. Und ich habe 2 wirklich sehr, sehr gute Freundinnen über den Kurs gefunden. Vielleicht hatte ich auch Glück, dass in meinen Kursen (mit Lino und mit Ori) die Mütter immer unterstützend und nie ätzend vergleichend waren. Aber selbst, wenn dies mal der Fall ist, sind ja nicht alle so. Im Zweifel konzentriert man sich einfach auf sein Baby und sucht den Austausch mit der Pekipleiterin.
Außerdem ist es schön zu sehen, dass Babies nicht viel teures Spielzeug brauchen. Sondern es gibt ganz viele Gegenstände aus dem Alltag gibt, die genauso wenn nicht sogar noch interessanter für die Kleinen sind. Auch die Lieder und Fingerspiele, die man lernt, kommen immer wieder zum Einsatz. Und obwohl nicht jedes Baby zu jeder Kursstunde gut drauf ist, so glaube ich doch, dass jedes Baby beim Pekip Spaß hat und gefördert wird.
Delfi
Ab welchem Alter?
Ähnlich wie beim Pekip. Auch hier würde ich sagen, dass es ab 3 Monaten am meisten Sinn macht.
Was macht man?
Delfi steht für Denken Entwickeln Lieben Fühlen Individuell und wurde von der evangelischen Familienbildungsstätte Celle entwickelt. Ich persönlich finde es ist so ziemlich das Gleiche wie Pekip. Oft ist es aber etwas günstiger, weil die Ausbildung zur Kursleiterin nicht so teuer wie beim Pekip ist.
Fazit
Wenn man die Möglichkeit hat einen Delfikurs zu besuchen, würde ich das auf jeden Fall machen – siehe Pekip Fazit. Denn auch hier finden die Babies es toll. Die Mütter können sich austauschen, fragen und Anregungen bekommen. Und es ist meist etwas günstiger als Pekip.
Krabbelkurs mit Musik
Ab welchem Alter?
Ab 6 Monate bis ins Kindergartenalter.
Was macht man?
Nachdem unsere Pekipgruppe nicht mehr weiter geführt wurde als Lino 9 Monate alt war, wollte ich gerne eine ähnliche Alternative finden. Da kam uns der Krabbelkurs mit Musik gerade recht. Zwar ist es den Pekip oder Delfikursen ähnlich aber der Fokus liegt tatsächlich auf der Musik. Die Kinder werden nicht ausgezogen und man redet nicht so viel mit den anderen Eltern. Aber man singt viel gemeinsam oder lernt neue Reime und es werden auch viele Musik und Klanginstrumente ausprobiert. Teilweise tanzt man auch mit seinem Baby.
Fazit
Ich fand den Musikkurs eine tolle Alternative nachdem ich 6 Monate lang Pekip mit Lino gemacht hatte. Er fand die Lieder und Instrumente toll und hatte immer großen Spaß. Es ist erstaunlich wie musikalisch die kleinen Racker schon sind. Der Fokus ist mehr auf der gemeinsamen Zeit mit seinem Baby als auf dem Austausch mit anderen Müttern.
Babyschwimmen
Ab welchem Alter?
Kurse habe ich ab einem Alter von 6 Wochen gefunden. Ich denke auch hier kommt es darauf an, wie das eigene Kind in dem Alter so drauf ist und würde persönlich die ersten 3 Monate abwarten.
Was macht man?
In Berlin haben wir leider noch keinen Schwimmkurs mit Lino oder Ori gemacht, weil es kein Schwimmbad bei uns in der Nähe gibt und die Kurszeiten in den anderen Bädern auch nie so ideal waren. Dafür haben wir aber während der gemeinsamen Elternzeit in Australien einen Schwimmkurs mit Lino besucht.
Die Babies werden liebevoll an das Element Wasser herangeführt. Sie lernen die Angst vor dem Wasser zu verlieren bzw. entwickeln erst gar keine. Auch hier erfahren sie eine neue Art des Körpergefühls, werden motorisch gefördert, trainieren die Balance und Koordination. Dabei ist immer ein Elternteil mit im Wasser und es werden auch verschiedene Props genutzt wie Schwimmnudeln, Schwimmbrettchen etc.. In unserem australischen Schwimmkurs wurden begleitend auch süße Reime und Lieder bei den verschiedenen Übungen gesungen.
Fazit
Die ersten Minuten in den ersten Stunden fand Lino etwas gewöhnungsbedürftig (es war ein Meerwasserpool und deswegen nicht beheizt), aber das ging schnell vorbei. Bald hatte er sehr viel Spaß dabei und auch Cedric, der meist mit ihm im Wasser war, hat es total genossen. Ich finde super, dass die Babies schon von klein auf lernen im Wasser zurecht zu kommen und keine Angst vor diesem Element entwickeln. Außerdem macht es einfach total viel Spaß. Abgesehen davon findet Babyschwimmen auch öfter am Wochenende statt, so dass auch mal die Väter zum Zuge kommen können.
Ich bin also insgesamt ein Fan von Babykursen. Es ist schön einen festen Termin in der Woche zu haben, bei dem man mal was anderes mit seinem Baby macht. Man kommt aus seinem Alltagstrott raus und richtet seinen Fokus ganz auf das Kind. Man lernt andere Mütter kennen und wenn man Glück hat, findet man neue gute Freundinnen, die diese spezielle, anstrengende, aber oh so schöne Lebensphase gerade selbst durchleben und von da ab mit einem teilen.
Und wie bei so vielem, finde ich: Die Mischung macht’s. Ich habe gemerkt, dass ich beim 2. Kind nicht mehr ganz so viel Austausch mit anderen Müttern brauche und mich lieber auf Ori konzentriere. Da macht es z.B. mehr Sinn für mich nur einen Pekip- oder Delfikurs und dann eher einen Musikkurs zu machen oder auch mal was ganz Neues auszuprobieren. Bei Lino fand ich es jedoch total bereichernd so viele Monate zum Pekip zu gehen. Ich hoffe, dass unsere Erfahrung dem ein oder anderen etwas Anregung gegeben haben oder dabei helfen das Richtige zu finden.