Wenn das zweite Kind kommt / 1+1=3? / Wie stressig ist das wirklich

Seit wir unser 2. Kind bekommen haben, hat sich unser Leben und unsere Routine nochmal deutlich geändert. Und eine der häufigsten Fragen die mir seitdem gestellt wird ist, ob das Leben mit 2 Kindern viel anstrengender und stressiger ist. Meine Antwort darauf überrascht die Meisten und mich anfangs auch selber. Denn es ist ein ganz deutliches „Nein“. Klar hat man weniger Zeit sich um jedes einzelne Kind zu kümmern und natürlich gibt es Situationen, die extrem nervenzehrend sein können, aber insgesamt bin ich wesentlich weniger gestresst. Obwohl es jetzt 2 Kinder sind. Und viele sagen ja auch, dass ein Kind kein Kind ist oder dass 1+1=3 ist.

Dem kann ich aber nur halb zustimmen. „Ein Kind ist kein Kind“ stimmt irgendwie schon, aber natürlich erst wenn man 2 von der Sorte hat. Davor war 1 Kind auch schon Stress genug. Jetzt sind die Stunden, wo Lino in der Kita ist und ich mit Ori alleine bin schon sehr entspannt. Aber auch, wenn die beiden zusammen mit mir zu Hause sind, war ich (bisher) niemals so angestrengt und angespannt, wie damals oft mit Lino alleine.

Das liegt wahrscheinlich zum einen daran, dass Ori weniger Bauch- und keine Nackenschmerzen hatte (Lino war ein Sterngucker bei der Geburt und hatte deswegen eine Überstreckung) und somit viel weniger geschrien hat (das Schreien war mein größter Stressfaktor). Und zum anderen, dass ich Vieles jetzt einfach besser einschätzen kann, mir nicht direkt so große Sorgen mache, gewisse Dinge einfach hin nehme und auch weiß, wie ich mich in den meisten schwierigen Situationen (z.B. Kind schreit wie am Spieß im Supermarkt etc.) am besten verhalten kann, damit es schnell(er) besser wird.

Die Erfahrungen, die man beim ersten Kind gemacht hat, sind wirklich Gold wert. Zumindest, wenn das zweite Kind „einfacher“ ist als das erste. Und das ist bei uns zum Glück der Fall. Lino hat uns durch eine gute Schule geschickt ;). Aber hier einmal die typischsten Fälle, die mich bei Lino äußerst gestresst haben, die ich jetzt aber ganz gelassen nehme.

Mein Baby wird niemals durchschlafen, geschweige denn in seinem eigenen Bett, und ich bin so müde.

Das Thema Schlaf war wirklich, nach dem Schreien, das Nervenzehrendste für mich damals. Wie viel habe ich gelesen und ausprobiert, damit es besser wird. Aber auch bei Lino habe ich es dann irgendwann einfach so hingenommen. Und seitdem geht es mir viel besser. Ich habe für mich akzeptiert, dass es eben so ist und dass man phasenweise richtig besch… Nächte und dann einen anstrengenden Tag hat. Aber auch das geht vorbei. Es kann dauern (Lino hat erst Monate nach seinem 1. Geburtstag zum ersten Mal durch geschlafen und wacht auch heute noch öfter schreiend auf), aber es wird definitiv besser.

Ich glaube der Knackpunkt war für mich zu verstehen, dass Schlafen oder Durchschlafen nicht etwas ist, was man seinen Kindern „antrainieren“ kann, sondern dass das Kind das tut, wenn es selbst reif genug ist. Es ist also ein Reifeprozess, den wir als Eltern nicht beschleunigen können. Daran glaube ich mittlerweile fest und finde es daher umso schlimmer, wenn ich von diesen ganzen Schlaftrainings (Ferber-Methode und Co. aka Schreien lassen, auch wenn „kontrolliert“) höre oder lese.

Ori schläft etwas besser als Lino, aber ist bei Weitem auch kein „guter“ Schläfer. Ich bin meist alle 2 Stunden wach, meist sogar auch öfter, aber immer mal wieder schleicht sich auch eine 3- stündige Schlafphase ein, die ich dann sehr zu schätzen weiß :). Mein Körper hat sich daran gewöhnt so oft aufzuwachen und es fällt mir auch selber leichter, nach dem Stillen schneller wieder einzuschlafen bzw. manchmal bin ich selbst noch im Halbschlaf und kriege es gar nicht so richtig mit. Damit kann ich gut leben. Also selbst wenn es lange dauert. Der Tag wird kommen, an dem man selber wieder eine richtig gute Nacht hat :).

Warum will mein Baby denn nicht in diesem super gemütlichen Kinderwagen fahren und schreit die ganze Zeit?

Lino wollte partout nicht in der Babywanne des Kinderwagens schlafen. Er hat geschrien wie am Spieß und zwar von Anfang an. Meistens haben wir ihn erst da reingelegt, wenn der Kinderwagen schon in Bewegung war und auch das hat so gut wie nie funktioniert. Und auch Ori war kein Fan der Babywanne. Genau wie beim Schlafen in etwas abgeschwächterer Variante wie sein Bruder, aber auch so, dass wir keine längeren Strecken darin zurücklegen konnten.

Bei beiden haben wir deshalb mit 4 Monaten auf den Sportsitz gewechselt (dann aber immer noch in liegender Position, damit es nicht zu anstrengend für den Rücken ist). Darin fahren und fuhren beide wesentlich lieber. Ich glaube sie wollen einfach gucken und ihre Bezugspersonen sehen. Außerdem haben wir auch stets die Trage noch zur Sicherheit mit. Denn zwischendurch kommt es immer mal wieder vor, dass Ori (und damals auch Lino) trotz Sportsitz nicht im Kinderwagen liegen will und bevor er sich dann eingeschrien hat, kommt er einfach in die Trage und der Kinderwagen wird leer geschoben. Gar kein so unübliches Bild, wenn man mal darauf achtet ;). Das bereitet mir mit Ori überhaupt keine Kopfschmerzen mehr. Die Maus will halt ab und zu lieber mit uns kuscheln, als sich die Welt vom Kinderwagen aus anzuschauen. Das geht auch vorbei und irgendwann – da bin ich mir sicher – werden wir das Tragen sehr vermissen.

Ich mache mir so Sorgen die Maus hat Fieber und/oder dollen Husten, und die Nase läuft auch ununterbrochen.

Ja, das erste Fieber ist kein Spaß. Es ist so schlimm, wenn man sein Kind so schlapp sieht und noch schlimmer, wenn es sich quält. Aber mittlerweile haben wir schon so viele Fieber durchgemacht, dass es mich überhaupt nicht mehr aus der Bahn wirft. Im Gegenteil, ich sehe es eher positiv, denn so weiß ich, dass der kleine Körper gegen den Infekt kämpft. Und wenn die Kleinen zu sehr leiden, dann geben wir eben ein Zäpfchen. Unser Kinderarzt hat uns da bisher immer ein sehr gutes Gefühl gegeben.

Und so ist es auch bei jedem Husten und Schnupfen. Lino war so oft erkältet (unsere Pekipleiterin sagt, dass 12 Infekte im ersten Lebensjahr normal sind) und es ging immer irgendwie vorbei. Sogar ohne Medikamente, denn es war zum Glück nie so schlimm, dass wir Antibiotika oder etwas anderes Krasses geben mussten. Wir waren (im Winter warm eingepackt) an der frischen Luft, haben darauf geachtet, dass die Luft in der Wohnung nicht zu trocken ist, haben inhaliert und Kochsalzlösung ins Näschen getropft. Und so wurde es dann immer wieder gut.

Ori hat gefühlt eine kleine Rotznase seit er auf der Welt ist. Denn er steckt sich durch seinen Bruder noch öfter an. Aber wie gesagt gehen wir da mittlerweile sehr routiniert und gelassen mit um. Ein Glück. Denn diese Krankheitssorgen werden noch oft genug kommen und die spare ich mir dann lieber für die ernsteren Sachen auf.

Ohje er dreht sich nicht mehr. / Wird er jemals krabbeln? /Warum können die anderen Kinder schon alle laufen?

Von Anfang an wird einem gesagt: Vergleiche dein Kind nicht. OK, habe ich versucht. Aber macht man dann ja doch irgendwie. Wenn alle Gleichaltrigen um einen herum, scheinbar motorisch einen Schritt weiter sind, dann hat mich das doch öfter beschäftigt.

Lino hat sich früh gedreht (bevor er 4 Monate war) und dann auf einmal hat er es 3 Wochen gar nicht mehr gemacht. Da habe ich mir Sorgen gemacht. Als es dann als Krabbeln ging, ist er immer nur gerobbt. Ich habe versucht optimale Bedingungen zu schaffen um ihn beim Krabbeln zu unterstützen (Gummimatte, Krabbelstrumpfhosen mit Noppen an allen wichtigen Stellen und die Hände gegen seine Fußsohlen gehalten, damit er sich abstützen kann). Aber nichts hat wirklich geholfen. Und dann Monate später (ich glaube er war schon fast ein Jahr), fing er auf einmal an zu krabbeln. Das Gleiche mit dem Laufen.

Mein Fazit war, all die Grübelei und teilweise auch leichten Sorgen waren für die Katz. Er tobt, rennt und klettert wie ein Weltmeister. Ori werde ich also einfach machen lassen :). Überhaupt nicht schlimm, wenn vielleicht Manches länger dauern wird.

Was ist das beste Gemüse für den Start? Wann isst er denn endlich eine ganze Portion? Wird er für immer Brei essen?

Und auch die Beikosteinführung werde ich bei meinem 2. Kind wesentlich gelassener angehen. Ori wird Ende Oktober 6 Monate alt und genau da fliegen wir für einen Monat nach Bali. Also wird er seinen ersten Brei sehr wahrscheinlich erst danach mit 7 Monaten bekommen. Auch nicht schlimm. Vielleicht darf er dort mal an einer Mango lutschen oder ein kleines Löffelchen Reis probieren, aber definitiv werde ich mich dort nicht mit Brei kochen, abwiegen und Co. stressen. Ori wird das nichts ausmachen und wenn er was probieren möchte, dann kann er das.

Bei Lino habe ich mich belesen, sorgfältig jedes Gemüse ausgewählt, jede Portion genau abgewogen und das Ergebnis war eher durchwachsen. Es war total unvorhersehbar, was er mochte und was nicht. Regelmäßig wurde mir das liebevoll zubereitete Essen wieder hochgewürgt und dann verweigert. Stückchen hat er erst nach seinem 1. Geburtstag gegessen und das dann auf einmal von heute auf morgen. I’ll just go with the flow bei Ori :).

Tja und so ist das eben auch noch bei vielen anderen Dingen. Ich weiß jetzt, dass so gut wie alles eine Phase ist (gut oder schlecht). Alles geht vorbei. Jede Erkältung werden wir durchstehen, auch wenn es manchmal sehr anstrengend werden kann. Schlafen wird Ori auch irgendwann länger am Stück und ich bin mir sicher, dass er nicht krabbelnd oder breiessend zur Schule gehen wird. Und jedes Schreien kriegen wir letzten Endes irgendwie beruhigt. Und weil ich diese Sicherheit und Erfahrung jetzt habe, ist es mit 2 Kindern für mich weniger stressig, als es das damals mit einem Kind war.

Ich wünschte, dass auch Mütter mit ihrem ersten Kind diese Gelassenheit öfter haben, aber wahrscheinlich müssen die Meisten (so wie ich auch), es einfach einmal durchmachen. Und dann ist es aber beim 2. Mal umso leichter. Ist vielleicht auch von der Natur so eingerichtet, denn man hätte gar nicht die Zeit sich so viel Sorgen und Stress zu machen wie mit nur einem Kind. Und wer weiß, vielleicht hilft dieser Blogpost ja doch der ein oder anderen Erstlingsmama :).

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